Archiv der Kategorie: Fotografen
An die Wand gestellt
Neulich hatte ich Gäste und das Thema kam auf die Fotografie. Plötzlich kam die Frage auf: „Wo hast du denn deine Bilder hängen?“ – zugegebenermaßen verweilt nicht ein einziges meiner Bilder an den 97qm umbauten Raumes unserer Wohnung. Warum eigentlich? Das war keine bewusste Entscheidung. Ich schaue mir einfach meine eigenen Bilder nicht sonderlich gerne an. Ich habe sie einmal gemacht, etwas dabei gefühlt oder gedacht, aber dann ist der Moment vorbei und das Bild ist bereits Teil der Vergangenheit. Und warum sollte ich immer wieder daran zurückdenken, täglich, immer wenn ich an dem Ort vorbeigehe an dem das Bild hängt wie in einer Dauerausstellung? Es erscheint mir auch (ein wenig) eitel, meine eigenen Bilder dauerhaft anschauen zu wollen. Man könnte vielleicht noch etwas daraus lernen, dieses und jenes beim nächsten Mal besser zu machen – jedenfalls ist das der Tenor der Behauptungen. Aber im Endeffekt sollen Bilder meiner Meinung nicht als dauerhaftes Mahnmal in der Wohnung hängen sondern eher als inspirierendes und dekoratives Element, oder auch um die Erinnerung an bestimmte Ereignisse anzukurbeln. Da ich diese Bilder gemacht habe finde ich sie nicht mehr inspirierend und da ich sie alle sehr gut kenne, auch nicht mehr dekorativ – eher langweilig. Als Mensch der eher visuell denkt sind die meisten Erinnerungen sowieso als Bilder in meinem Kopf gespeichert, ich muss sie also nicht an der Wand hängen haben. Stattdessen hänge ich lieber (wenige) Gegenstände auf, die diese Erinnerungen wachhalten ODER aber die Bilder anderer Fotografen. Ich brauche einfach keine meiner eigenen Bilder in meiner Wohnung. Hier und da hängt ein wenig „dekorativer Bilderkitsch“ herum, aber sonst? Erinnerungen auf Polaroid, ein Leinwandpanorama, die besagten Aufnahmen anderer Fotografen, aber die Wände sind nicht mit eigenen Bildern gefüllt.
Trotzdem finden viele diese Einstellung merkwürdig. Mich würde interessieren, ob es ähnliche Meinungen diesbezüglich gibt, oder ob ich mit der „keine eigenen Bilder an den eigenen 4 Wänden“-Einstellung ziemlich alleine dastehe.
„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“
Henri Cartier-Bresson
Gut
„Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der Fotografie.“
Friedrich Dürrenmatt
Wesen
„Bilder, welche Du gemacht hast haben Einfluss auf die, welche du machen wirst. So ist das Leben!“
John Sexton
Einfluss
„Sie können vieles verpassen, wenn Sie auf Ihr LCD schauen. Während Sie anschauen, was eben passiert ist, versäumen Sie mit Sicherheit das, was gerade vor sich geht.“
Joe McNally
LCD
„Ja. (Pause) Und damit meine ich jedes verdammte Licht, das irgendwie vorhanden ist.“
W. Eugene Smith auf die Frage, ob „vorhandenes Licht“ (available light) das einzig gute Licht sei.
Available light
„…aus einem offenkundigen Gegensatzgefühl zu dem Schönen ziehen es die Fotografen der jüngsten Generation vor, eine – in der Regel beunruhigende – Unordnung aufzuzeigen, statt eine letztlich beruhigende, „vereinfachte Form“ (wie es bei Weston heisst) herauszuarbeiten. Aber trotz des erklärten Ziels dieser indiskreten, die Pose meidenden, oft genug schroffen Fotografie, nicht Schönheit, sondern Wahrheit zu vergegenwärtigen, verschönt die Fotografie nach wie vor.“
Susan Sontag
Schönheit
„Kennen Sie die Standardregel der Fotografie, die besagt, dass man keine Personen mit einem Weitwinkel fotografieren soll? Diese Regel ist da, um gebrochen zu werden.“
Joe McNally
Weitwinkel
„In unserer schnellebigen Zeit scheint das Wichtigste die Neuheit zu sein. Jedes Ding geht, solange es „neu“ ist: in der Kunst, in der Wirtschaft, in der Fotografie… daher versuchen Fotografen oft, „originell“ um jeden Preis zu sein, auch wenn der Preis dafür ein albernes Bild ist.“
Andreas Feininger
Originell
„Jemand, der sich rühmt, daß er schwer zufriedenzustellen sei, weil niemand versucht, ihn zufriedenzustellen.“
Ambrose Bierce
Kritiker (subst. masc.)
„Am Ende dieses Jahrtausends hat die Fotografie ihre Glaubwürdigkeit verloren.“
Fritz Gruber
Glaubwürdigkeit
„Die ersten reproduzierten Menschen traten in den Blickraum der Photographie unbescholten oder besser gesagt unbeschriftet.“
Walther Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
Unbeschriftet
„Wenn ich durch ein Fenster sehe, sage ich oft Dinge wie „schöner Ausblick“ oder so. In meinem Kopf heisst das jedoch immer „Lichtquelle“.“
Joe McNally
Lichtquelle
„Ich fotografiere, was ich nicht malen möchte und ich male, was ich nicht fotografieren kann.“
Man Ray
Malen
„Die Kamera ist mein Werkzeug. Mit ihrer Hilfe mache ich alles um mich herum sinnvoll.“
André Kertész